Wieder einmal machten wir uns Gedanken darüber, wohin wir
unser Schiff bringen konnten damit wir es in der Nähe haben. Ständig nach
Lemmer zu fahren, wo sie anfangs noch lag, kam nicht in Frage.
Nachdem wir bei den Möglichkeiten in der Nähe angefragt
hatten kamen wir zu dem Schluss: wir gehen wieder nach Lampertheim. Wir wollten selber machen und auch mit
unserer Vorstellung von zwei Jahren hatten wir schon bei so Einigen
Stirnrunzeln hervorgerufen. Nicht so
beim Bootshaus Kern.
Mitte September 2018 machten wir, in Lemmer, die Leinen los.
Einige Tage vorher waren die beiden Masten gelegt worden, mit Hilfe des
Voreigners und seiner Freunde die dieses Prozedere schon seit Jahren gemacht
hatten. Wir hatten alles festgehalten und werden sehen ob wir uns das Zutrauen
oder doch lieber mit Hilfe eines Kranes die Masten wieder stellen, bis dahin
vergeht sicher noch Zeit.
Vor uns lag die gleiche Strecke die wir 2010, mit der Anjuli
Nui, gefahren waren. Diesmal in die andere Richtung und den Rhein
stromaufwärts.
Die Ankündigung eines 3er Windes, direkt von vorne ließ uns
sehr früh starten. Vor uns lagen 30 sm bis zur Einfahrt in die Ijssel. Nach
knapp 2 Stunden wussten wir wieder, warum wir das Ijsselmeer nicht mögen. Hakige,
kurze Wellen schüttelten uns ziemlich durch und Buddy machte zeitweise den
Eindruck als hätte er mit allem abgeschlossen.
Am Abend machten wir in Hattem fest und waren glücklich den
ersten Teil hinter uns zu haben. Die nächsten Tage brachten uns gemächlich die
Ijssel hoch bis zum Rhein. Das Wetter spielte mit und wir gewöhnten uns wieder
an das „Unterwegssein“.
Lange hatten wir hin und her gerechnet, wie lange wir für
die Strecke brauchen könnten. Je höher wir den Rhein hinauf kämen desto stärker
ist dessen Strömung. Mit den 80 PS des Ford Diesels hatten wir eine gute Chance
eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 10 km/h zu schaffen.
Wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wäre. Wenn wir nicht im
trockensten Sommer seit Jahrzenten unterwegs gewesen wären. Was in der Ijssel
kein Thema war holte uns auf dem Rhein sehr schnell ein, der Wasserstand. Jeden
Hafen den wir anlaufen wollten riefen wir von unterwegs an, ob wir hineinkämen.
Wir kamen bis zum Medienhafen nach Düsseldorf. Kein Hafen danach hatte noch
genug Wasser, dass es für uns reichte.
So entschieden wir uns das Boot den Winter über dort zu lassen.
Ein Erlebnis welches wir kurz vor Düsseldorf hatten trug
auch zu dieser Entscheidung bei. Unser Ruder blockierte plötzlich und ließ sich
nicht mehr bewegen. Manövrierunfähig mitten auf dem Rhein ist kein Erlebnis was
man braucht. Da wir, bei gelegtem Mast,
keine weite Funkverbindung hatten musste ich hoffen das jemand die Funksprüche
überhaupt hörte. Nachdem Bert den Anker unten hatte, der zwar nicht hielt aber
ein schnelles Abtreiben verhinderte, versuchten wir die Hydraulikanlage des
Ruders wieder gangbar zu machen. Was auch gelang, zwar schwergängig aber wir
hofften bis in die Marina zu kommen. Zwischendurch kam die Wasserschutzpolizei
längsseits und blieb bei uns bis wir heile im Hafen lagen.
Während des Winters waren wir fast jedes Wochenende an Bord,
der Motor musste Winterfest gemacht werden. Das gesamte Wasser aus Tank und
Leitungen herausgebracht werden. Immer wieder kamen wir auch mit neuen Teilen
an Bord.
Mal eine neue Heizung, mal ein „neuer“ Plotter, ein neuer
Sitz für den Steuermann und eine Konstruktion mit der wir unser defektes
Hydraulikgetriebe umgehen konnten.
Eine Woche vor Ostern 2019 ging es weiter. Vor uns lag nun
noch die Loreley und das Binger Loch. Stromaufwärts hatten wir vor Beidem
gehörigen Respekt.
Aber alles ging gut und so legten wir am Ostermontag in
Rüdesheim an. Wieder musste eine Pause
gemacht werden und erst vier Wochen später ging es auf die letzte Etappe. Bei
herrlichem Wetter konnten wir diese letzten Kilometer wirklich genießen, auch
Buddy hatte sich an das Bordleben gewöhnt.
Mitte Mai bogen wir, bei Rheinkilometer 440 bogen wir in den
Lampertheimer Altrhein ab. Noch 3 Kilometer und wir waren wieder dort
angekommen wo wir ziemlich genau 10 Jahre vorher losgefahren waren.